Was muss ich vor dem Erwerb einer Silikonplatte bzw. eines Silikongels für Narbenbehandlung wissen 

Silikonpflaster für Narben sowie Silikongel sind ziemlich teuer. Den einen helfen sie, den anderen nicht. Was müssen Sie vor dem Kauf eines Silikonpflasters bzw. eines Narbengels wissen? In welchen Fällen kann der Kauf eines Gels oder Pflasters nur zur Geldverschwendung führen? Um das richtige Silikonpflaster oder -gel auszuwählen, müssen Sie verstehen, wie es auf Narben wirkt. Dies wird hier weiter unten besprochen…

Die Hauptmarken von Silikonplatten, die in diesem Marktsegment präsentiert werden, sind „Mepiform“ (Abb. 1), „Cica Care“ (Abb. 2), „Scar Fx“ (Abb. 3).

Arten der Silikon Narbenpflaster

Abb.1. Mepiform

Abb.2. Cica Care

Abb.3. Scar Fx

Wie funktioniert ein Silikon Narbenpflaster

Es wird angenommen, dass der Hauptwirkungsmechanismus des Silikon Narbenpflasters die Retention von Wassermolekülen im Narbengewebe ist. Anders gesagt deckt das Silikonpflaster die Narbe und verhindert Wasserverdunstung von ihrer Oberfläche. Durch Befeuchtung der Narbe bewegen sich die Bindegewebszellen schneller, teilen sich und tauschen Informationen durch Wasser freier aus. Als Ergebnis wird eine normotrophe Narbe gebildet. Kollagenfasern in einer solchen Narbe liegen parallel zur Hautoberfläche. All dies ist wahr, wenn wir nur über Verwendung eines Silikonpflasters bei atrophen oder normotrophen Narben während ihrer Reifung sprechen.

Anwendung eines Mepiform Silikon Narbenpflasters. Was passiert in der Narbe? 

Silikonplatten „Mepiform“ werden für kleine Narben nach Verletzungen, Operationen, Abschürfungen und Schnitten verwendet. Die Silikonplatte wird auf die Narbe geklebt und schafft ein gewisses Mikromilieu im Narbenbereich. Diese Mikroumgebung sorgt für eine gute Feuchtigkeit und Durchblutung für eine schnelle Zellteilung und Kollagensynthese. Als Ergebnis der Anwendung von Mepiform Silikonnarbenpflaster entsteht eine elastische normotrophe Narbe.

Ganz anders sieht es bei der Behandlung von hypertrophen Narben und Keloiden

Was passiert in einem Keloid und in einer hypertrophen Narbe? 

Dünne Silikonplatten sind nicht zur Behandlung und Vorbeugung von hypertrophen Narben und Keloidnarben geeignet! Es liegt daran, dass bei pathologischen Narben andere Prozesse ablaufen als bei atrophen und normotrophen Narben. Bei Keloiden hingegen kommt es zu einer verstärkten Zellteilung und einer unkontrolliert gesteigerten Kollagensynthese. Außerdem sind Ödeme vorhanden (die Narbe ist mit Feuchtigkeit gesättigt). Der Sauerstoff wird der wachsenden Keloidnarbe durch die Blutgefäße zugeführt. Ohne Sauerstoff gibt es keine Kollagensynthese. Um zu wachsen, muss die Narbe mit Sauerstoff versorgt werden. Um mehr Sauerstoff zu bekommen, muss ein mehr ausgedehntes Netzwerk von Blutgefäßen vorhanden sein. Um dieses zusätzliche Gefäßnetzwerk zu verschaffen, setzt die Narbe bestimmte Substanzen frei, die die Bildung neuer Gefäße anregen. Wachsende Keloide und hypertrophe Narben sind rot, weil sie ständig neue Gefäße bilden (Abb. 4).

Abb.4. Bildung neuer Gefäße im Keloid. Zahlen zeigen Wachstumszonen des Keloids.

Stellen Sie sich nun vor was passiert, wenn eine dünne Mepiform-Silikonplatte auf die Oberfläche eines Keloids bzw. einer hypertrophen Narben geklebt wird? Bestenfalls hilft es nicht! Schlimmstenfalls wird es einen Treibhauseffekt erzeugen, stärkere Ödeme hervorrufen und die Kollagensynthese weiter steigern.

Welche Silikonplatten eignen sich für Keloide und hypertrophe Narben? 

Die Aufgabe besteht darin, die die Narbe versorgenden Gefäße für lange Zeit zu komprimieren. Auf diese Weise kann die Sauerstoffzufuhr zum Keloid blockiert werden. Wenn die Blutgefäße komprimiert werden, tritt eine lokale Ischämie oder Sauerstoffmangel auf. Wird die Sauerstoffversorgung der Narbe stark reduziert oder ganz eingestellt, nimmt auch die Kollagensynthese ab (Abb. 5-6).

Abb.5. Keloidnarbe vor der Anwendung der Silikonplatte

Abb.6. Kompression von Blutgefäßen in einer Keloidnarbe durch eine Silikonplatte

Für die Behandlung von Keloiden und hypertrophen Narben sollten dicke, schwere Silikonpflaster mit einer gut haftenden Rückseite verwendet werden. Nur ein solches Silikonpflaster liegt eng an der Haut an und übt mit seiner Masse Druck auf einen Keloid oder eine hypertrophe Narbe aus. Die gängigsten Marken solcher Silikonpflaster sind: „Scar Fx“ und „Cica-Care“. Die Dicke dieser Silikonpflaster beträgt 2 mm. Der Hauptbestandteil von Silikonbeschichtungen ist Polyorganosiloxan.

Aufgrund der anhaltenden Ischämie verlangsamen die Zellen allmählich ihre Teilung, die Kollagensynthese nimmt ab, die Narbe wird blasser, nimmt an Größe ab und wird elastischer (Abb. 7).

Abb.7. Behandlung einer hypertrophen Narbe mit einem Silikonpflaster (Vorher- Nachher-Foto)

Treatment hypertrophic scar with cica care silicone sheets

SEHR WICHTIG IST! Wenn das Keloid zu groß ist und deutlich über die Hautoberfläche hinausragt, haftet die Silikonplatte nicht fest an der Haut, so dass kein Gefäßkompressionseffekt eintritt.  Kein Ergebnis bedeutet nichts als reine Geldverschwendung! Es ist notwendig, zuerst die Narbe „hinsetzen“ und erst dann die Silikonplatten anzusetzen (Abb. 8-12).

Abb.8. Keloidnarben vor der Behandlung

Abb.9. Zerstörung der Struktur von Keloiden

Abb.10. Anwendung der Silikonplatte

Abb.11. Beseitigung des Erythems (Rötung)

Abb.12. Nach Abschluss der Behandlung

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Wirkung von Silikonplatten auf eine Keloidnarbe ist die Schaffung einer mechanischen Barriere. Ohne der Silikonplatte hält nichts die Zellen zurück, sie bewegen sich frei, teilen sich und wachsen nach oben. Eine andere Sache ist es, wenn ein Silikonpflaster auf die Narbe drückt. Die Zellen in der Narbe werden in ihrer Bewegung eingeschränkt, sie können sich nirgendwo teilen und wachsen, weil eine Silikonplatte sie von oben drückt .

Die Wirkung eines Silikonpflasters auf eine hypertrophe Narbe und ein Keloid lässt sich also auf zwei Hauptpunkte reduzieren:

1. Druck auf die die Narbe versorgenden Gefäße und die Entstehung lokaler Ischämie. Bestätigung dafür ist eine blasse Narbe, wenn Sie die Platte entfernen.

2. Ein mechanisches Hindernis für die Zellteilung – Fibroblasten (sie synthetisieren Kollagen – das Substrat der Narbe).

Schlussfolgerungen: 

Silikonplatten „Mepiform“ (Mepiform) können an atrophen und normotrophen Narben nach Schnitten, Verletzungen, Operationen während ihrer Reifung unmittelbar nach dem Wundverschluss angesetzt werden. Anwendungszweck: Bildung einer elastischen normotrophen Narbe, Beseitigung der vaskulären Komponente (Rötung) in der Narbe. Bei einem Keloid darf nicht angewendet werden! Es wird kein Ergebnis gezeigt!

Silikonplatten „Scar Fx“ (Scar Fix) und „Cica Care“ (Sika Kea) sind zur Vorbeugung (wenn der Patient bereits pathologische Narben hatte) und zur kombinierten Behandlung von hypertrophen Narben und Keloiden bestimmt. Indikationen: Verbrennungen und postoperative Narben nach Hauttransplantation, Narben nach Mammoplastik, Narben nach Kaiserschnitt.

Wie wirkt Silikongel bei Narben? 

Trotz aller Vielfalt an Silikongelen (Abb. 13) ist der Wirkmechanismus identisch und der Unterschied besteht nur im Preis. Das Silikongel ist in seiner Wirkung dem Mepiform Silikonpflaster ähnlich, nur unterliegt in der Wirksamkeit dem letzen wesentlich. Silikongel wird zur Lokalisierung von Narben im Gesicht, Gelenken, auf beweglichen Hautpartien verwendet, wo die Silikonplatte nicht befestigt werden kann.

Abb.13. Vielfalt der Silikongelen

Cicamed scar

Kelo-cote

Reme-scar

MedGel (Silimed)

Dermatix

Von allen Silikongelen kann man wohl Scarguard  als das wirksamste herausheben (Abb. 14). Neben Polyorganosiloxan enthält die Zusammensetzung von Scarguard das Hormon Hydrocortison und Vitamin E. Hydrocortison beseitigt die entzündliche Komponente und Schwellungen, und Vitamin E regeneriert Gewebe. Dies alles verlaüft unter einem Silikonfilm, den das Gel auf der Hautoberfläche bildet.

Abb.14. Silikongel Scarguard

SEHR WICHTIG! Kein Silikongel kann helfen, Keloidnarben zu behandeln! Alle Silikongele sind zur Behandlung frischer Narben während ihrer Reifung sowie zur Vorbeugung und Behandlung von HYPERTROPHEN NARBEN, aber NICHT KELOIDEN(!) bestimmt (Abb. 15).

Abb.15. Behandlung einer hypertrophen Narbe mit Silikongel (vorher und nachher)

Treatment hypertrophic scar silicone ge

Schlussfolgerungen:

  1. Silikongele können bei kleinen frischen atrophen, normotrophen und hypertrophen Narben in einem frühen Stadium ihrer Reifung (in den ersten 3-4 Monaten) verwendet werden.
  2. Silikongele werden auf Beuge- und Streckseiten im Bereich der Gelenke eingesetzt.
  3. Silikongele haben keine Wirkung auf Keloide.

Ist es sinnvoll, bei alten Narben Silikonplatten oder Silikongel zu verwenden?

Aus dem oben dargestellten Wirkungsmechanismus ergibt sich eine logische Schlussfolgerung: Weder Silikonpflaster noch Silikongele können die Struktur einer bereits ausgereiften Narbe weder verändern noch zerstören. Sie können diese aufgrund des Treibhauseffekts nur geringfügig aufweichen, und auch dann nur für die Dauer der anwendung der Silikonplatte. Was auch immer die Hersteller dieser Produkte behaupten,

ANWENDUNG DER SILIKONPLATTEN ODER SILIKONGELE FÜR ALTE NARBEN IST NUTZLOS!